Kultur Regional, Kultur überregional, von Philipp Wiegers, 01.03.11

Der Glanz des Ostens

Kaiserpfalz zeigt Schätze des Mittelalters

Die in der Sonerausstellung präsentierten Schmuckstücke aus dem Mittelalter, wie hier verschiedene Ohr-, Schläfen- und Fingerringe, haben ihree Faszination über die Jahrhunderte bewahrt. (Foto: Philipp Wiegers)

Konzipiert vom Staatlichen Archäologischen Museum in Warschau, zeigt eine Sonderausstellung in der Paderborner Kaiserpfalz Schmuck des 10. bis 13. Jahrhunderts aus den Gebieten des heutigen Polens, Weißrusslands und der Ukraine. Dem Besucher soll sie einen Eindruck von dem Reichtum und der Pracht aus dem Herrschaftsgebiet der Kiewer Rus und von den Höfen der Piasten vermitteln.

„Schmuck gehört zur menschlichen Kultur“ sagt LWL Chefarchäologe Prof. Dr. Michael M. Rind und verweist auf die Venus von Willendorf, eine ca. 27.000 Jahre alte Steinfigur. An ihr lassen sich bereits deutlich Armreifen als Schmuck erkennen. Gerade für Archäologen sind Schmuckfunde etwas besonderes. Zum einen sind sie oftmals gut erhalten und zum anderen ermöglichen sie Rückschlüsse auf den Besitzer, seinen sozialen Status und seine Kultur zu ziehen. So berichtete der fränkische Mönch Gallus Anonymus über den polnischen Königshof zum Beginn des 12. Jahrhunderts: „Die Frauenzimmer des Hofes gingen so belastet mit goldenen Kronen, Kolliers, Halsketten, Armringen, goldenen Fransen und Kleinodien, dass, wenn Zweite sie nicht stützen würden, sie dieses Gewicht der Metalle nicht heben können.“

Die Sonderausstellung bietet den Besuchern einen kleinen Einblick in den Reichtum vergangener Tage. Die Vitrinen in den Räumen der Kaiserpfalz präsentieren die Exponate nach Objektgruppen sortiert. Beschriftungen ermöglichen einerseits einen Überblick der verschiedenen Schmuckarten und erklären andererseits die Herkunft der einzelnen Objekte. Durch die Inszenierung im Stil einer Schatzkammer kommen die Schmuckstücke sehr gut zur Geltung, auch wenn der eine oder andere Besucher sich eher an die Auslage eines Goldschmieds erinnert fühlen mag, als den Eindruck zu haben in einem Museum zu sein. Dieser Eindruck beruht allerdings zu einem nicht unerheblichen Teil auf der hervorragenden Arbeit der polnischen Restauratoren und der beeindruckenden Qualität der Schmuckstücke. Viele der Objekte müssen den Vergleich mit heutigen, neuwertigen Schmuckstücken nicht zu scheuen.

Neben den klassischen Stücken wie Ringen, Halsketten und Armreifen findet sich in der Ausstellung auch eine Sammlung von Schläfenringen. Diese großen, aus Draht oder Blechstreifen gefertigten Ringe sind eine Eigenheit der slawischen Gebiete und wurden von Frauen an beiden Kopfseiten an Bändern oder Tüchern getragen. Weiterhin fallen die orientalisch anmutenden Ohrringe auf. Sie sind Zeugnisse für die weitreichenden Handelsbeziehungen der damaligen Herrscherhäuser.

Zu betonen ist, dass es sich bei den Exponaten keineswegs ausschließlich um Schmuck für Frauen handelt. Insbesondere Ringe und Halsketten wurden im Mittelalter von Männern getragen um ihren wirtschaftlichen oder sozialen Status zu unterstreichen. Dementsprechend ist zu hoffen, dass die Ausstellung, die noch bis zum 8. Mai zu sehen ist, nicht nur weibliche Besucher anzieht, sondern auch ein männliches Publikum für sich begeistern kann.

Die in der Sonerausstellung präsentierten Schmuckstücke aus dem Mittelalter, wie hier verschiedene Ohr-, Schläfen- und Fingerringe, haben ihree Faszination über die Jahrhunderte bewahrt. (Foto: Philipp Wiegers)

Dieser aufwendig gearbeitete Silberohrring datiert in das 10. Jahrhundert. Er wurde in Góra Strekowa in Polen gefunden. (Foto: Roman Soful)

Scheibenförmiger Anhänger aus dem Hort von Obra Nowa, Polen. Die Verzierung besteht aus silbernem Perldraht und Silberkügelchen, 10.-11. Jahrhundert. (Foto: Roman Soful)

Diese kostbare Halskette hat vier vergoldete Bronzeanhänger und unterschiedlich geformten Bronze- und Silberperlen. Sie stammt aus der Ukraine, 12.-13. Jahrhundert. (Foto: Roman Soful)

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cultura, 15-03-11 16:28:
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