Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit
Das Projekt „Studentische Presseagentur Cultura“
Seit Juni 2010 läuft an der Universität Paderborn das Pilotprojekt „Studentische Presseagentur Cultura“ zur Förderung des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit im Bereich des kulturellen Erbes. Ins Leben gerufen wurde das Projekt durch den Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe unter Frau Prof. Eva-Maria Seng. Es ist zunächst auf zwei Jahre hin angelegt und wird von der VolkswagenStiftung finanziell unterstützt. Cultura bietet Studierenden der Fakultät für Kulturwissenschaften die Möglichkeit, die an der Universität geführten aktuellen Forschungsdiskurse aus dem Bereich des materiellen und immateriellen Kulturerbes wissenschaftsjournalistisch umzusetzen und verschiedenen Presseorganen wie Zeitung und Rundfunk zur Verfügung zu stellen.
An der Universität Paderborn wird damit auf einen aktuellen Trend reagiert, denn das öffentliche Interesse in Bezug auf das kulturelle Erbe ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Kulturpolitische Ereignisse wie etwa der Verlust des UNESCO-Welterbetitels des Dresdner Elbtals aufgrund des Baus der Waldschlösschenbrücke oder das aus denkmalpflegerischer Sicht umstrittene Projekt des neuen Humboldtforums in Berlin lassen die öffentlichen Diskurse an Intensität gewinnen. Die steigende Aufmerksamkeit erklärt sich jedoch nicht nur aus der Tatsache, dass solche Ereignisse zumeist mit dem Einsatz von öffentlichen Steuergeldern verbunden sind. Sie verweist vielmehr auf einen Prozess, der auf ein gesellschaftliches Bedürfnis nach Selbstvergewisserung der eigenen kulturellen Identität abzielt.
Auch von Seiten der kulturwissenschaftlichen Disziplinen wird seit geraumer Zeit eine zunehmende Hinwendung zum kulturellen Erbe, also – ganz allgemein formuliert – Praktiken einer durch die Gesellschaft betriebenen Erinnerungskultur, festgestellt. Dieses Phänomen wird zwar im wissenschaftlichen Diskurs erörtert und reflektiert, doch leider gelangen die von Spezialisten im Rahmen von Tagungen, Seminaren und Vorträgen behandelten – zumeist sehr komplexen – Forschungsfragen und deren Ergebnisse oftmals nicht an eine breite Öffentlichkeit. Die Vermittlung von Forschungsergebnissen als dialogische Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit spielt jedoch eine zentrale Rolle, wenn wissenschaftliche Fragestellungen und Forschungen nicht nur in einem kleinen Expertenkreis bekannt gemacht werden, sondern sie eine höhere Wirkkraft in die Gesellschaft hinein entfalten sollen. Die studentische Presseagentur Cultura fördert diese Vermittlung.
Das Projekt verfolgt dabei zwei Ziele: Im Zentrum der Aktivitäten steht zunächst der Austausch zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Cultura beleuchtet Fragestellungen und Forschungen aus dem Bereich des kulturellen Erbes macht diese einem nichtwissenschaftlichen Publikum zugänglich. Mit einer solchen Öffnung liefert die Universität nicht zuletzt einen Beitrag zur Transparenz eines für Außenstehende recht komplex erscheinenden Arbeitsfeldes. Gleichzeitig wird eine Rückkopplung des Informationsflusses erreicht, indem sich die Studierenden im Rahmen ihrer Projekte einerseits direkt an die Öffentlichkeit wenden und andererseits – ganz im Sinne sozialwissenschaftlicher Feldforschung – Meinungsbilder aus der Öffentlichkeit zu bestimmten Themen erstellen, auswerten und wiederum in ihre journalistische Berichterstattung einfließen lassen. Die Tuchfühlung zur öffentlichen Meinung ermöglicht dabei nicht zuletzt, gesellschaftlich relevante Fragestellungen in die Wissenschaft zurückzuspiegeln.
Das Zweite Ziel des Projektes besteht darin, Studierenden der Universität Paderborn ein innovatives Lehr- und Ausbildungskonzept zu bieten. Sie werden im Rahmen von Workshops durch eingeladene Experten aus dem Bereich des Wissenschaftsjournalismus und der Öffentlichkeitsarbeit unterschiedlicher Institutionen in journalistische Arbeitsweisen und Methoden eingeführt. Die Teilnehmer des Projektes erhalten so die Möglichkeit, sich im Umgang mit umfassenden Inhalten zu üben, diese zu strukturieren und knapp darzustellen. Sie lernen, komplexe wissenschaftliche Sachverhalte allgemeinverständlich für eine breite Öffentlichkeit aufzuarbeiten. Gleichzeitig lernen sie die vielschichtigen Arbeitsweisen einer Presseagentur kennen. Arbeitsprozesse wie etwa das Verfassen von Artikeln, deren Redaktion und Ausstattung mit Bildmaterial sowie das Anfertigen von Rundfunkbeiträgen und die Kontaktaufnahme und –pflege mit regionalen Zeitungen werden durchlaufen und erprobt. Den Studierenden wird dadurch zum einen die Möglichkeit gegeben, erstmals eigene Beiträge zu veröffentlichen. Zum anderen können sie ihre Fähigkeiten in praxisrelevanten Bereichen wie der Public Relations schulen, indem sie einen Internetauftritt einrichten, um ihre Artikel auch online präsentieren und zur Diskussion stellen zu können.
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