„Ein bisschen bewegen muss man sich hier schon“ versichert Dr. Carstensen, Museumsleiter des LWL-Freilichtmuseums in Detmold, als er die Gruppe Paderborner Studenten über das etwa 90 ha große Gelände führt. Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Museen wird den Besuchern schnell deutlich: Statt den üblichen Schaukästen warten hier mehr als 100 vollständige Gebäude, viel Freiland und jede Menge frische Luft.
„Die Landschaft zwischen den kleinen Siedlungen ist ein wesentlicher Teil der Ausstellung“, erläutert Dr. Carstensen auf dem Weg vom „Westmünsterländer“ zum „Paderborner Dorf“. Wenn auch natürlich in verkleinertem Maßstab, so ist es laut Carstensen im Detmolder Freilichtmuseum gut gelungen, auf die landschaftlichen Eigenheiten der jeweils repräsentierten Region einzugehen. „Das Sauerländer Dorf beispielsweise“, so der Museumsleiter, „wurde in einem bergig anmutenden Teil des Museumsterreins angesiedelt“.
Eine Landschaft ganz anderer Art erblickt die Gruppe schließlich im „Bürgerhaus Schwenger“. Sichtlich stolz zeigt Carstensen den Studenten das dort aufgebaute Tageslicht-Fotoatelier Kuper aus dem Jahr 1891. Die Besucher können hier ein Stück Alltagsgeschichte erleben, wenn sie sich vor der Landschaft abbilden lassen, die auf der Replik eines Wandschirms abgebildet ist. „So etwas diente früher üblicherweise als Hintergrund für Portraitaufnahmen“, erklärt Carstensen. Auch die originale Fotokulisse des Ateliers kann hier bestaunt werden. Die Restaurateure des Museums entdeckten sie bei der Übersiedlung des Ateliers aus Rietberg. Unter mehreren Tapetenschichten kam auf einer der Wände die Abbildung eines gediegenen Interieurs zum Vorschein.
Zu den klassischen Kernaufgaben des Museums gehört neben dem Präsentieren auch das Sammeln von Exponaten. Auch in dieser Hinsicht ist das Freilichtmuseum anders. Während bei einer Mehrzahl Museen ausschließlich Kunstobjekte und Dokumente fachmännisch konserviert werden müssen, macht sich Dr. Carstensen auch schon mal Sorgen um kleine Körner oder lebende Tiere. „Für den Erhalt von historischen Landschaften, wie sie im Freilichtmuseum nachgestellt werden, muss man sich um entsprechendes Saatgut und die Zucht von alten Nutztier-Rassen bemühen“ erläutert er. Letztere wollen allerdings weniger konserviert, als vielmehr mit viel personellem Aufwand gefüttert und gepflegt werden. Um ihre individuelle Präsentation kümmern sich die Nutztiere freilich ohne museales Ausstellungskonzept: Die Esel schreien nach eigenem Gutdünken, und die Hühner scharren sich ihre Wege unter Ackerzäunen hindurch.
Während man sich somit in Detmold um die Vielfalt der Landschaft innerhalb des Museums kümmert, so wenden sich die Paderborner Studenten demnächst wieder der Frage zu, wie der Erhalt der Museen selbst gewährleistet werden kann. Denn, soviel haben die Besuche der Museen während der letzten Monate sie bereits gelehrt: Die Vielfalt der regionalen Museumslandschaft, die ist sicherlich schützenswert.
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