Gegenwartskultur, Medien, Kultur Regional, von Melanie Wigger, 16.11.11

Wald ist Kunst!

Informationszentrum Hammerhof zeigt Kunstwerke von Helga Kämpf-Jansen

Ein Blick in die Ausstellung: Auf großen Bildstelen, auf Sockeln und auf Tafeln, auf dem Boden und an den Wänden sind die verschiedensten Facetten des Waldes aufgeführt, ausgebreitet, aufgeschrieben, hingemalt, fotografiert, collagiert und arrangiert. (Foto: Melanie Wigger)

Tannen, Äste, Büsche, Laub, Rehe und Eichhörnchen … Jeder weiß, was ein Wald ist. Dennoch können wir ganz unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was in diesen Lebensraum gehört und was den Wald zum Wald macht. Ob zur Jagd, zur Erholung oder als Abenteuerspielplatz: Der Wald ist ein Ort, der auf sehr vielfältige Art genutzt wird. Somit können sich die persönlichen Erlebnisse mit und ebenso die Wahrnehmungen von diesem Stück Natur unterscheiden. Diese Vielfalt an Perspektiven auf den Wald wird in der Ausstellung „Wald · Kunst · Stücke“ von Helga Kämpf-Jansen thematisiert.

Historische und moderne Sichtweisen zum Thema „Wald“ werden in dieser Arbeit ineinandergefügt. Die einzelnen Elemente der Installation verschmelzen zu einer ungewöhnlichen Präsentation der ästhetischen Studien von Kämpf-Jansen. Auf kleinstem Raum werden verschiedene künstlerische Zugänge zum Thema Wald zusammenstellt und miteinander verknüpft. Schon beim Betreten des Ausstellungsraums scheinen nicht nur die Grenzen zwischen den einzelnen Ausstellungsobjekten zu verschwimmen, sodass ein raumübergreifendes Gesamtwerk entsteht, auch der Betrachter selbst befindet sich unmittelbar innerhalb der künstlerischen Arbeit. Der Ausstellungsbesuch wird zur interessanten, wenn auch kurzen Entdeckungsreise. Eine Art künstlicher Wald aus poetisch beschrifteten Holzlatten lädt die Besucher zu einem ‚Spaziergang‘ ein, bei dem zwischen den vermeintlichen Baumstämmen allerlei an den Wänden, auf dem Boden und auf Sockeln entdeckt werden kann. Eine Komposition aus Figuren, Fotografien, Collagen, Malerei und Fundstücken verweist auf mögliche Wahrnehmungen des Waldes und vereint sich zu einem stimmigen Objekt-Ensemble.

Die in diesem Jahr verstorbene Künstlerin Kämpf-Jansen ist bekannt für ihre langjährig zusammengeführten Installationen, bei denen sie ebenfalls auf ihre früheren Arbeiten zurückgriff und diese mit Fotografien und Skulpturen anreicherte. Dabei flossen auch literarische Zugänge mit ein. Besonders ist, dass Kämpf-Jansen bei ihrer künstlerischen Arbeit großen Wert auf ein wissenschaftlich fundiertes Vorgehen legte. Dafür erhielt sie unter anderem den Kunstpreis des Hessischen Rundfunks. Seit 1992 arbeitete sie als Professorin für Kunst und Kunstvermittlung an der Universität Paderborn. Im Rahmen ihrer Lehre entwickelte sie dort die Ästhetische Forschung als eigenständiges Fachkonzept, wodurch sie bis heute zu den entscheidenden Vorreitern in aktuellen kunstpädagogischen Diskussionen gehört. In ihrer Forschung werden Ästhetik und wissenschaftliches Arbeiten miteinander verbunden. Für die Kunstpädagogik bedeuten ihre Ansätze vor allem, dass für die künstlerische Arbeit nicht allein die Endergebnisse entscheidend sind. Die Wege zum Ziel und die damit verbundenen Gedankengänge sind gleichermaßen wichtig. Der pädagogische Anspruch von Kämpf-Jansen zielte darauf, Handlungs- und Denkräume zu erweitern.

Schon im Umgang mit den Kunststudierenden zeigte sich ihre fortschrittliche Art der Lehre in motivierenden Aufforderungen wie „Bringen Sie ein Stück Natur mit …“ – Sie regte damit in ihren Seminaren durch Fundstücke zu facettenreichen Gesprächen über den Wald und die Natur an.

Beherbergt wird die Ausstellung im Waldinformationszentrum Hammerhof bei Warburg-Scherfede. Die Umweltbildungseinrichtung bietet den idealen Ort für diese Ausstellung. Umgeben von Waldlandschaft stellt sich der künstlich geschaffene Raum-Wald zwangsläufig in den Vergleich zwischen Natur, Wahrnehmung und Kunst. Ein Wechselspiel entsteht, das Waldstücke zu Kunststücken werden lässt und umgekehrt. Interessierte haben bis zum 26. Februar 2012 die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild von dieser kleinen, aber besonderen Ausstellung zu machen.

 

 

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