Brauchtum und Glaube, von Nadine Hoffmann, 13.02.12

Tag der Liebenden, Tag der Blumenhändler

Valentinstag – auf den Spuren eines Brauchtums

Das Büstenreliquiar des Hl. Valentin in der Pfarrkirche St. Valentin in Kiedrich. (Foto: Andreas Praefcke, Quelle: Wiki Commons)

Geht man dieser Tage durch die Städte oder im Internet kann man eines fast nicht vergessen: „Am 14. Februar ist Valentinstag“. Ob Kaufhäuser, Parfümerien oder Blumenläden, die mit Herzen dekorierten Auslagen, die vielen Rosen oder der Hinweis „jetzt noch schnell eine Kleinigkeit für die Liebste“ – das Geschäft mit der Liebe boomt. Gutscheine, Blumen oder Schmuck, die im Laden offerierten „idealen Liebesbeweise“ machen es Mann und Frau nicht einfach, sich zu entscheiden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele der Meinung sind, der Valentinstag sei eine Erfindung des Einzelhandels und der Floristen. Weit gefehlt!

Der ‚Tag der Liebenden’ geht auf einen katholischen Gedenktag für den Heiligen Valentin zurück, dessen kultische Verehrung bereits im 4. Jahrhundert in Rom vorhanden war. In diesem Gedenken liegen auch die Wurzeln des heutigen Brauchtums.

Der Legende zufolge (historische Belge fehlen) war Valentin Bischof in Interamna, dem heutigen Terni in Italien. In dieser Funktion soll er, trotz eines kaiserlichen Verbotes, Liebespaare nach dem christlichen Zeremoniell getraut und bei Partnerschaftskrisen geholfen haben. Am 14. Februar 269 starb es deswegen den Märtyrertod durch Enthauptung. Die Legende besagt zudem, er habe Hilfe und Trost suchenden Blumen aus seinem Garten, jungen Ehepaaren Blumensträuße geschenkt und die von ihm geschlossenen Ehen seien durch Glück begünstigt worden.

Bildliche Darstellungen zeigen Valentin als Bischof mit Hahn, Krüppel oder Epileptiker. Denn er ist nicht nur Patron der Jugend, der Liebenden, für gute Verlobung und Heirat, seine Fürbitte und Hilfe wird ebenso angerufen gegen Ohnmachtsanfälle, gegen die „fallende Krankheit“ (Epilepsie) und die Pest. Dies ist wahrscheinlich auf eine Verwechslung mit Valentin von Rätien zurückzuführen, dem Schutzheilige gegen Fallsucht, der im Volksmund auch ‚Fallentin’ genannt wird.

Über die Herkunft unseres heutigen Brauches, den Valentinstag als Tag der Liebenden und des Blumenschenkens zu feiern, gibt es unterschiedliche Auslegungen: Der konventionelle Glaube in England und Frankreich besagt, dass am 14. Februar die Paarungszeit der Vögel beginnt und dieser Tag damit den Beginn der Frühlingsgefühle darstellt. Im alten Rom fand an diesem Tag ein Fest für die Göttin Juno, die Schützerin von Ehe und Familie, statt, an dem für sie aufwendige Blumengebinde geopfert wurden. Seit dem 5. Jahrhundert wurde das Fest auch seitens der Christen gefeiert. Ausgehend von Jerusalem, wo das Weihnachtsfest am 6. Januar gefeiert wurde, ist der 14. Februar Maria Lichtmess, das Fest der Darstellung des Herrn.

Der Brauch Frauen an diesem Tag Blumen zu schenken entstand in Frankreich und England im Mittealter. In Deutschland verbreitet sich das Ritual Frauen Blumen zu schenken erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber auch in unseren Breiten gibt es seit dem Spätmittelalter volkstümliche Überlieferungen für diesen Tag. Bezeichnet als „Vielliebchentag“, glaubten unsere Vorfahren, dass ein Mädchen den heiraten werde, den es an diesem Tag als ersten Mann erblickt. 1950 wurde der Valentinstag wieder eingeführt. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Blumenhändler, die den Tag als „Tag der offenen Herzen“ deklarierten.

Im Laufe der Zeit ging die ursprüngliche christlich-katholische Bedeutung des Tages verloren und wurde gar aus dem kirchlichen Kalender gestrichen. Seit der Reform des römischen Generalkalenders 1970 gibt den Heiligen Valentin nicht mehr. Einzig in 3 Regionalkalendern wird er bis heute verehrt. Hierbei handelt es ich um die Diözesen Fulda, Limburg und Mainz.

Die Diözese Mainz, zu der heute auch das ehemalige Bistum Worms zählt, hat eine Schlüsselstellung in der noch heute anhaltenden Reliquienverehrung des Heiligen Valentin. Denn seit dem Mittelalter hat Worms diesbezüglich eine zentrale Stellung in Deutschland inne: Ein Großteil der Valentinsreliquien wurden seit 1454 in Worms verwahrt, einen Teil verschenkte der damalige Domprost nach Kiedrich einen weiteren nahm er als Antrittsgeschenk mit nach Breslau. Die Wormser Reliquien gingen bei der Stadtzerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 verloren, die Verehrung in der Stadt und die Stadt als Wallfahrtsort blieben jedoch erhalten. In der Kirche Liebfrauen zu Worms, in der sich heute einige wichtige ikonografische Darstellungen des Heiligen befinden (Valentinusfenster: Valentin und die 10 Krankheiten), finden bis heute die Valentinuswochen statt. Auch in diesem Jahr wieder. So können sich am 14. Februar in einem Wortgottesdienst alle Paare, die gemeinsam durchs Leben gehen, segnen lassen. Am 15. Februar sind alle Ältere und Kranke eingeladen, die Fürsprache und den Segen des Heiligen Valentins zu erbitten.

Der Valentinstag, auch in diesem Jahr wieder ein Tag, an dem man seine Liebsten denkt, ihnen Blumen schenkt. Und auch wenn es heutzutage ein Brauch ist, der vor allem vom Einzelhandel propagiert und unterstützt wird, sollte man den ursprünglichen Geist des Valentinstages nicht aus den Augen verlieren: Die Zuwendung Gottes zu jedem einzelnen Menschen und die Zuneigung. Trost und Hilfe kann man jeden einzelnen Tag im Jahr spenden und auch den Menschen, die einem nahe stehen, sollte man nicht nur am 14. Februar zeigen, was sie einem bedeuten.

 

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