Gegenwartskultur, von Melanie Wigger, 24.04.12

Mit einem Stadtrundgang die Welt verbessern

Attac Paderborn zeigt negative Folgen der Globalisierung

Die Welt begreifen: Emanuel Rasche (links) veranschaulicht bei einem der alternativen Stadtrundgänge in Paderborn unter anderem globale Wirtschaftsstrukturen. (Foto: Attac Paderborn)

Wie viele Länder hat mein T-Shirt gesehen, bevor es nach Deutschland kommt? Was hat mein Handy mit dem Bürgerkrieg im Kongo zu tun? Warum wird der Regenwald für unseren Fleischkonsum abgeholzt? Und was kann ich dagegen tun? Das sind nur einige der Fragen, um die es beim „alternativen Stadtrundgang“ geht, der von der Paderborner Attac-Gruppe und dem Verein Kaffeebohne e.V. angeboten wird. Wer hier teilnimmt, kann sich über die Folgen des gesellschaftlichen Konsums und der Globalisierung informieren und Alternativen kennenlernen, mit denen die Umwelt geschützt und sozialgerecht gehandelt werden kann.

Attac möchte damit eine breite Öffentlichkeit über negative Folgen der Globalisierung aufklären und auf Handlungsmöglichkeiten für nachhaltigen Konsum aufmerksam machen. An diese Themen werden die Teilnehmer der alternativen Stadtrundgänge spielerisch und interaktiv herangeführt. Auch die kritische Betrachtung spielt eine große Rolle: „Es kommt bei jeder Station zu Diskussionen. Aber wir wollen dabei nicht dogmatisch etwas erzählen“, sagt Attac-Mitglied Emanuel Rasche. Es soll vielmehr darüber aufgeklärt werden, inwiefern das Konsumverhalten in Verbindung mit weltweiten ökologischen und sozialen Missständen steht. Dabei wird zum Beispiel die praktische Plastikflasche zur langfristigen Katastrophe innerhalb der Ökobilanz und der Kauf von Glasflaschen zur umweltgerechten Alternative.

Um bei den Teilnehmern ein Bewusstsein für diese Probleme zu schaffen, hat Attac ein Konzept entwickelt, das vor allem durch Mitmach- und Rollenspiele anspricht und weiterbilden soll. Rasche fasst die Vorteile der Aktion zusammen: „Das Angebot ist unverbindlich und kostenlos. Auf den neutralen Titel ‚Stadtrundgang‘ springen viele Leute an. Jeder kennt Stadtführungen und hat schon an welchen teilgenommen.“ Mit dieser Protestaktion können nicht nur demonstrierfreudige oder politisch-aktive Menschen erreicht werden. Das Angebot wird von Jung und Alt wahrgenommen und positiv bewertet: „Den Leuten gefällt vor allem unsere didaktische Ausarbeitung, bei der sie mitmachen können und interaktiv Sachen in die Hand nehmen dürfen. Sie werden gezielt involviert.“ 

Mit dieser Strategie erreicht Attac im Vergleich zu anderen Protestgruppen relativ viele Paderborner. Bei ihren fast monatlich stattfindenden Rundgängen nehmen bis zu 30 Personen teil. Das Angebot, bei dem ohne „Moralkeule“ zum kritischen Nachdenken und Gespräch über das eigene Konsumverhalten angeregt wird, spricht auch diejenigen unverbindlich an, die keiner Protestgruppe angehören. „Unsere Aktionen sind öffentlichkeitswirksam, weil wir mehr als unser Standardprogramm aus Vortragsabenden haben. Wir wollen die Leute wirklich erreichen“, erklärt Rasche den unerwarteten Erfolg. „Trotzdem verspreche ich mir davon keine Riesenauswirkung, aber es ist eine Chance, um Diskussionen zu entwickeln. Und es ist vor allem ein regelmäßiges Angebot im Gegensatz zu spontanen Aktionen, die im Protest gegen aktuelle politische Krisen entstehen.“

Wer selbst gern einmal an einem Rundgang der besonderen Art teilnehmen möchte, kann sich auf der Internetseite der Paderborner Attac-Gruppe über den nächsten Termin informieren: www.attac-netzwerk.de/paderborn

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