Zwangsprostitution, Verschleppung, Ausbeutung junger Frauen – Themen, die die Presse heute mitbestimmen. Themen, die uns alles andere als fremd sind. Auch dass Prostitution als das älteste Gewerbe der Welt gilt, ist gemeinhin bekannt. Aber als gängige Praxis zur Produktivitätssteigerung im Dritten Reich? Nie gehört!
Um diesem Schattendasein ein Ende zu bereiten, hat die Mahn-und Gedenkstätte Ravensbrück 2007 die Wanderausstellung „Lagerbordelle. Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern“ konzipiert, die seit dem 04. Januar in der Universität Paderborn zu sehen ist. Initiiert wurde die Ausstellung nicht etwa durch das Historische Institut – das Antifaschismus-Referat des Asta regte die Ausstellung in der Universität an.
Dr. Christl Wickert, Kuratorin der Ausstellung, führte zur Eröffnung in das Thema ein. Kaum einem Zuhörer war die Brisanz, Ausbreitung und Umsetzung dieser erzwungenen Einrichtungen im Vorhinein bekannt. Auch dass ehemalige Lagerbordelle nach dem zweiten Weltkrieg zum Teil als Wohnraum umgenutzt wurden und es kaum Gedenk- oder Mahnmale für die dort ausgebeuteten und gequälten Frauen gab, stieß auf ein breites Unverständnis, dass sich nicht nur in den ungläubigen Augen widerspiegelte.
Die Lagerbordelle wurden nicht etwa für besonderen Besuch der SS gegründet. Durch sie sollte vielmehr die Produktivität der Häftlinge gesteigert werden. Ein Plan, für den nicht nur die SS verantwortlich war. Firmen wie Siemens versuchten so, die in der Rüstungsindustrie beschäftigten Häftlinge zu motivieren. Gegen die Abgabe sogenannter Prämienscheine für effektive Arbeit konnten sich die sauberen, gesunden und genährten arischen bzw. reichsdeutschen Häftlinge eine Frau kaufen. Die verkaufte ihren Körper keinesfalls freiwillig gegen Geld.
Zuerst versprach man den Frauen, die meist aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück in die insgesamt zehn Lagerbordelle eingeliefert wurden, nach sechs Monaten „Dienst“ die Freiheit. Dieses Versprechen wurde nicht eingehalten. Was nach dieser Zeit aus ihnen wurde, ist meist nicht dokumentiert; viele wurden in andere Konzentrationslager deportiert, leisteten Zwangsarbeit oder wurden exekutiert.
Nach dem Kriegsende 1945 hüllten sich die Frauen aus Scham in Schweigen. Nur wenige gaben ihre Erfahrungen im Laufe der Jahre preis. Sie waren es auch, so Wickert, die vielerorts den Abriss der Bordellbaracken kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges initiierten. Wo die Frauen schweigen und versuchen zu vertuschen, hüllen sich viele beteiligte Männer in einen Panzer aus Unwissenheit und rechtfertigen sich mit Aussagen wie „es waren eben schwierige Zeiten“, „das waren doch sowieso alles Huren“. Dass es so einfach nicht war, die wenigsten Frauen professionelle Prostituierte waren und unter welchen Bedingungen diese Frauen leben mussten, darüber informiert die Ausstellung noch bis zum 27 Januar.
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