Auf den ersten Blick scheinen Naturwissenschaft und Kunst nicht viel gemeinsam zu haben. Dass dies nicht unbedingt der Fall sein muss, bewies der Schweizer Chemie-Nobelpreisträger Prof. Dr. Richard R. Ernst am vergangenen Donnerstag vor zahlreichem Publikum mit seinem Vortrag „Die interkulturelle Passion eines Naturwissenschaftlers; Tibetische Malkunst, Pigmentanalyse und Wissensvermittlung an tibetische Mönche und Nonnen“.
Neugier und Kreativität seien es, die für Wissenschaft und Kunst einen gemeinsamen Nenner darstellen. „Und man sagt, wer die kindliche Neugier und Kreativität behält, ist auf dem besten Wege, Forscher und Künstler zu werden.“ Die Kunst, so Ernst, begreife er als Passion, die vor allem jene Lebensbereiche abdecke, die naturwissenschaftlich nicht zu greifen seien. „Wir können Gefühle nicht erfassen, wir können die Lebensfreude nicht wissenschaftlich beschreiben, wir können den Sinn des Lebens nicht wiedergeben.“ Es gäbe viele Bereiche außerhalb der Naturwissenschaften, für die man vielmehr Leidenschaft brauche: „Dann beginnt die Kreativität zu funken im Gehirn. Dann wird man erfolgreich und erfinderisch.“
Zu seiner persönlichen Passion kam Ernst 1968 als Doktorand mit 35 Jahren. Während einer Asienreise entdeckte er die Welt des Buddhismus für sich. Er lernte die buddhistische Malerei kennen, begann entsprechende Kunstwerke zu sammeln, zu analysieren und auch zu restaurieren. Später kam sein Engagement für das Projekt „Science Meets Dharma“ hinzu, das Mönchen und Nonnen aus indischen Exilklöstern die westlichen Naturwissenschaften näher bringen soll.
Es ginge dabei aber vor allem um einen kulturellen Dialog, so Ernst. Von den Mönchen erhielten die Lehrenden des Projekts Einblicke in die buddhistische Kultur und deren Weltbild. Solche Efahrungen seien wichtig, damit man als Naturwissenschaftler eine breite Basis bekommen könne. „Damit wir rausgehen können in die Welt und uns von außen selbst betrachten, aus einer fremden Sicht.“
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